Regierung gegen Welpenhandel
Für Tierimporteure, Zoohändler und Hundetrainer gelten jetzt neue und strengere Vorschriften. Den Grünen und dem Tierschutzbund reicht das nicht, sie fordern noch mehr Regelungen und Verbote.
Erst kürzlich haben Zollbeamte bei Nürnberg wieder einen Transporter aus der Slowakei überprüft. Im Laderaum entdeckten sie 77 Hundewelpen: erschöpft, schlecht ernährt und insgesamt in einem jämmerlichen Zustand. Die Tiere waren eigentlich noch viel zu jung gewesen, um von ihren Müttern getrennt zu werden. Und Papiere hatten sie auch nicht. Und sie waren ohne den erforderlichen EU-Heimtierausweis und ohne ein tierärztliches Gesundheitszeugnis über die Grenze nach Deutschland gebracht worden. Einen Mikrochip mit Zuchtnummer und Geburtsdatum hatten sie natürlich auch nicht.
Der illegale Handel mit Hundewelpen aus dem Ausland boomt. Die Tiere werden oft unter unvorstellbaren Bedingungen aufgezogen und später unter ebenso katastrophalen Umständen transportiert. Dagegen will die Bundesregierung jetzt vorgehen. Am Freitag treten entsprechende Änderungen des Tierschutzgesetzes in Kraft. Danach müssen sich Händler die Einfuhr von Hunden künftig von den zuständigen Veterinärämtern genehmigen lassen. Das gilt selbstverständlich auch für Katzen, dem beliebtesten Haustier der Deutschen. Mehr als acht Millionen Katzen werden in deutschen Wohnungen gehalten. An zweiter Stelle der Beliebtheit folgen die rund 5,5 Millionen Hunde.
Ziel der Neuregelung im Tierschutzgesetz ist es, Mindestqualitätsstandards für Heimtiere sicherzustellen, heißt es in einer Mitteilung des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Diesen Ansatz hält der Präsident des deutschen Tierschutzbunds, Thomas Schröder, im Prinzip für eine gute Sache. Und dennoch ist er nicht zufrieden. “Das ist gut gemeint, aber nicht konsequent umgesetzt”, klagt Schröder. Ein Gewerbeschein – und nichts anderes sei die Genehmigung – würde unseriöse Hundehändler nicht stoppen, da sie ja gerade in der Illegalität arbeiten und sich kaum an die entsprechenden Behörden wenden würden. Die fraglichen Hundetransporter kommen vor allem aus der Slowakei, aber auch aus Tschechien und Ungarn. Schröder fordert daher vor allem schärfere Kontrollen in den entsprechenden Zollgrenzbezirken.
Viel Marketing, aber nur wenig Tierschutz
Es ist nicht die einzige Änderung im Tierschutzgesetz. So benötigen professionelle Hundeausbilder von nun an ebenfalls eine behördliche Genehmigung. Und auch diese Maßnahme hält Schröder im Prinzip für richtig, aber für unzureichend, zumal bei den Hundeschulen bundesweit ein regelrechter Wildwuchs zu beobachten sei. Es fehlten Leitlinien für die Ausbildung zum Hundetrainer, kritisiert der Tierschützer. Da müssten die zuständigen Länder jetzt einen entsprechenden Lehrplan erstellen. Bislang böten nur die Industrie- und Handelskammern in Potsdam und Stade eine Ausbildung zum Hundefachwirt an.
Und selbst damit ist Schröder noch nicht zufrieden. Es werde in der Ausbildung viel Marketing vermittelt, aber nur wenig Tierschutz. Vor allem darauf kommt es ihm natürlich an. Und so spart er auch nicht mit Kritik an der dritten neuen Regelung, wonach Zoohändler ihren Kunden künftig schriftliche Informationen mitgeben müssen, in denen die Bedürfnisse und besonderen Haltungsanforderungen an die jeweiligen Tiere aufgelistet sind, die sie gerade verkauft haben.
Solche Infoblätter seien zwar nützlich, aber eben nicht ausreichend, sagt Schröder. Da könne dann etwa der Käufer eines Meerschweinchens nachlesen, dass es bei dieser Art besser sei, die Tiere zu zweit zu halten. Aber weder kaufe der Kunde dann noch ein zweites Tier, noch ist damit der Zoohändler davon abzubringen, nur ein einzelnes Tier wegzugeben. Also würde die Information auf dem Zettel ohne Wirkung für den Tierschutz bleiben. Tierschützer wollen noch mehr Verbote
Schröder fordert, die Haltung von Heimtieren grundsätzlicher zu regeln. So sollte der zuständige Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) Positivlisten erstellen, auf denen Arten geführt werden, die als Haustiere gehalten werden dürfen. Bei Hund, Katze und Meerschweinchen sei das unproblematisch. Aber giftige Schlangen und Spinnen stellten schon besondere Anforderungen an den Halter. Kritisch sieht Schröder auch die Schildkröte als Haustier. Oft werde unterschätzt, wie groß und alt die Tiere werden können – deshalb werden sie oft abgegeben. Die Tierheime seien voll von Schildkröten.
Das mit dem heutigen Tag gültige sogenannte Heimtierpaket ist Teil einer umfangreichen Novelle des Tierschutzgesetzes, die noch von der schwarz-gelben Vorgängerregierung verabschiedet wurde und in mehreren Stufen in Kraft getreten ist. Darin wird unter anderem festgelegt, das der umstrittene Schenkelbrand bei Pferden zur Kennzeichnung ab 2019 nur noch unter Betäubung erlaubt ist. Das zunächst geplante Verbot war am Widerstand von Pferdezuchtverbänden gescheitert. Die ebenso umstrittene betäubungslose Kastration von Ferkeln ist gleichfalls von 2019 an verboten.
Die tierschutzpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Nicole Maisch, spricht von “punktuellen Verbesserungen”, die aber nicht darüber hinwegtäuschen könnten, dass das Tierschutzgesetz seinen Namen insgesamt nicht verdiene. So sei etwa das Verbot sogenannter Qualzuchten viel zu “wachsweich” gefasst. Gerade bei der Haltung von Nutztieren müsse noch viel für den Tierschutz getan werden. Quelle:http://www.welt.de/politik/deutschland/article130765452/Regierung-will-illegalen-Welpenhandel-stoppen.html
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